Mont Blanc-Gebiet, Tag 2: Grand Balcon du Nord

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Gebiet Hochsavoyen (Frankreich)
Startpunkt Argentière
höchster Punkt 2352 m
Gesamtanstieg 1250 m
Gesamtstrecke 6:30 h, ca. 18 km
Anspruch einfach (T2, Bergwandern)
Datum 29.05.2003 (Do.)
Route Argentière (1230 m) La Flegère (1877 m) Refuge du Lac Blanc (2352 m) Col de Montets (1461 m) Argentière

 

Mont Blanc

Bild 1:

Am kommenden Morgen hat sich das Wetter wieder bestens aufgeklart, das Mont-Blanc-Massif präsentiert sich nahezu wolkenlos. Der Campingplatz ist mit dieser Aussicht einfach herrlich gelegen und kaum zu überbieten. An der linken Seite der Bergkette ist der Aiguilles du Midi mit seiner Bergstation und dem markanten Funkturm zu sehen, knapp dahinter das Plateau des eigentlichen Mont Blancs, etwas nördlich davon ist bei guter Sicht neben dem Col de Dome auch das in 4362 m Höhe gelegene Observatorium mit dem Biwak Ref. Vallot deutlich auszumachen.

 

Aiguilles und Mont Blanc

Bild 2:

Immer wieder schweift der Blick auf das schneebedeckte Bergmassiv mit dem tiefblauen Himmel. Der Gipfel des Mont-Blancs scheint zum Greifen nahe, und dessen Besteigung auch eher eine einfache, wenn auch eisig-kalte Tour.

Östlich vom Aiguilles du Midi (von einer leichten Nebelwolke umhüllt) reiht sich bis zum Mer du Glace eine große Anzahl weiterer spitziger Gipfel (Aiguilles) ein.

Zunächst geht es am Flüsschen L`Arve entlang Richtung Chamonix, wo der Weg sich langsam zum "Balcon de Chamonix" mausert.

 

Blick vom Mer du Glace bis zum Mont Blanc

Bild 3:

Nach etwa zwei Kilometern wendet sich der Weg steil nach oben auf die dem Mont Blanc entgegengesetzte Seite des Tales Richtung Norden. Ein kaum ausgetretener Pfad, dem ich zunächst unter den Bahngleisen hindurch folge und der zum Petit Balcon Sud führen soll, wird aber allmählich so steil und glitschig, dass mir ein Weiterkommen nicht möglich erscheint. So geht es wieder zurück, und ich nehme den bequemeren, regulären Anstiegsweg beim Bois de la Joux, der nach wenigen Höhenmetern in denselben Weg einmündet. Der weitere Weg führt in steilen Kehren durch bewaldete Gebiete hoch zum Skigebiet La Flégere.

Noch immer dominiert das Mont Blanc - Massif den Blick, hier vom gerade am linken Rand sichtbar werdenden Mer du Glace bis zum Mont Blanc.

 

Mont Blanc

Bild 4:

Gegen Mittag scheinen sich die morgendlichen Nebelflecken am Mont Blanc immer mehr verdichten zu wollen. Zum Glück bin ich jetzt nicht dort oben!

 

Telepherique de la Flégère

Bild 5:

Ab etwa 1700 m tritt der Wald in den Hintergrund, und es beginnt die Region der Almwiesen, auf denen hier schon der Frühlingsenzian am Blühen ist.

Kurz darauf beginnt mit den Skipisten und Sesselliften ein etwas hässlicher Abschnitt des Weges. Hier liegt die Bergstation der von Chamonix ausgehenden Telepherique de la Flégère mit dem mondänen, aber momentan unbewirtschafteten la Flégère Hotel auf 1877 m, sowie die Bergstation des abgebildeten Sesselliftes.

 

Telepherique de la Flégère

Bild 6:

Blick auf die vorher erwähnten Bergstationen der Sessel- und Seilbahn. Allein schon des Blickes wegen kann man sich vorstellen, dass es sich im Winter um ein sehr attraktives Skigebiet handeln muss. Die Gletscherzunge des Glacier de Bossons reicht bis fast ganz hinunter nach Chamonix.

 

Mer de Glace

Bild 7:

Am Ostende der Aiguilles wird nun deutlich der Ausläufer des Mer de Glace sichtbar, ich bin schon deutlich höher als die Gletscherzunge

 

Glacier d`Argentière

Bild 8:

Glacier d`Argentière

 

Das Skigebiet um den Aiguilles des Grands Montets

Bild 9:

Das Skigebiet um den Aiguilles des Grands Montets (3233 m).

Hinter dem Aiguille des Grandes Montets mit der kaum sichtbaren Bergstation (der aus dieser Sicht nur wenig beeindruckende "Hügel" am linken Bergabhang) ragt der 4122 m hohe Aiguille Verte auf.

 

Aiguille du Chardonnet,  Aiguille d`Argentière, Glacier d`Argentière

Bild 10:

Aiguille du Chardonnet (3824 m, Vordergrund) und Aiguille d`Argentière (3878 m, Hintergrund) hoch über dem Glacier d`Argentière.

 

Steinmännchen

Bild 11:

Steinmännchen sind für die Orientierung im immer mehr schneebedeckten Terrain äußerst nützlich.

 

Refuge de Lac Blanc

Bild 12:

Knapp 200 Höhenmeter sind noch im mäßig tragenden Tiefschnee zurück zu legen. Nach einer letzten Kuppe öffnet sich ein größeres, leicht ansteigendes Plateau, auf dessen Grund der Lac Blanc mehr zu erahnen als zu sehen ist. Die Schmelze beginnt erst gerade, den Wasserspiegel freizulegen

Auf einem kleinen Vorsprung sitzend hat die Refuge de Lac Blanc (2352 m) bereits vollständig ihr weißes Kleid abgelegt. Neben der alten Hütte ist ein weiterer, bisher noch offener Rohbau fertig gestellt, den man momentan gut als Unterstand verwenden kann. Der ist auch jetzt gefragt, da in diesem Moment Schneeregen einsetzt. Ein Schweizer Ehepaar z. B. hält sich dort auf. Vor der Hütte dagegen hat eine Gruppe junger französischer WandererInnen Platz genommen. Da ich kurz zuvor im feuchten Schnee eine Karte gefunden hatte, erkundigte ich mich in meinem besten Englisch, ob jemand vielleicht eine Karte vermisst. Arrogantes Schweigen ist die Antwort. Franzosen lassen sich wohl ungefragt nur ungerne anreden. Na dann, sollen sie selbst sehen und für sich bleiben.

Die verbleibende Zeit nutze ich zum Karten studieren, um mir den Rückweg zu überlegen. Ich lasse die Karte ausgebreitet liegen, um ein wenig zu essen. Gleichzeitig versuche ich mich darauf zu programmieren, vor dem Aufbruch an die Karte zu denken. Die Karte liegt natürlich immer noch dort, wenn sie nicht ein anderer eingesteckt hat. Im Austausch bin ich jetzt im Besitz der gefundenen Karte, die sich zudem als viel nützlicher als meine alte, teuer erworbene Karte erweist: Alle Routen mit Schwierigkeitsgraden, Hütten und Campingplätzen sind darin enthalten und gut markiert. Nur das Gesamtgebiet ist auf der Karte dank des Maßstabes von 1:25 000 nicht ganz so umfangreich.

 

Mer de Glace

Bild 13:

Immer wieder sind laute Motorengeräusche zu hören. Zwischen den roten Türmen ist eine Winter-Übung mit dem Helikopter im Gange, mit Absetzen von Helfern und Aufnahme von Verletzten mit der Seilwinde. Die Kamera erwischt den Helikopter gerade noch, als er wieder talwärts abfliegt.

 

Glacier du Tour

Bild 14:

So allmählich hören die Schneeschauer wieder auf, und der Aiguille de Midi wird wieder sichtbar.

Weiter im Osten ist der abgebildete Glacier du Tour bereits wieder von der Sonne beschienen.

 

Refuge de Lac Blanc

Bild 15:

Langsam wird es Zeit, in Richtung Col du Montets weiter zu marschieren. Gleich hinter der Hütte beginnt über schneeverwehte Hänge ein überaus steiler Abstieg. Die ersten Meter sind etwas vorsichtig zu gehen, danach geht es rutschend und rennend wie von selbst.

Das hat wirklich Spaß gemacht! Hundert Höhenmeter von der Hütte aus in fast Nullkommanichts! Selbst ohne Schneeschuhe!

 

 La Tour und Glacier du Tour

Bild 16:

Der weitere Weg verläuft unschwierig an einer Reihe weiterer Seen vorbei, bald ist der Weg auch wieder schneefrei. Nach zwei Kilometern öffnet sich ein atemberaubender Blick in die Tiefe, hinunter ins Tal nach Argentière. Dort ist das im Schatten eines kleinen Bäumchens geparkte Auto kaum, das Zelt als türkisfarbener Punkt schon etwas deutlicher zu erkennen. Hier ist aber der Blick auf La Tour und den Glacier du Tour abgebildet. Über die linke Seitenmoräne des Gletschers führt ein schon passierbarer, anspruchsvoller Anstieg zur Refuge Albert auf 2702 m Höhe.

Der Schlussabstieg zum Col de Montets ist nochmals unerwartet steil, aber unproblematisch. Kurz vor dem Pass ist ein botanischer Weg angelegt, der allerdings ohne Französischkenntnisse nur von begrenztem Wert ist. Immer nahe der Straße geht es nun zurück nach Argentière.