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So. 1.6.2008 Zahme Gocht | Impressum und Datenschutz
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Sa. 21.6.2008 Speer | ![]() |
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Gebiet | ![]() |
Startpunkt | Walenstadt (540 m, Sennhof) |
höchster Punkt | 1527 m |
Gesamtanstieg | ca. 1000 Höhenmeter |
Gesamtstrecke | 5:00 h |
Anspruch | mittel (T3, Alpinwandern) |
Datum | 14.06.2008 (Sa.) |
Route | Walenstadt (540 m, Sennhof) → Wissenberg → Alpe Büls → Alpe Tschingla (1 527 m) → Palis → Alpe Tschingla → Lüsis → Walenstadt |
Eine leichte Wanderung sollte es angesichts dieses eher tristen und grauen Samstagsmorgens werden. Am frühen Morgen erreiche ich Walenstadt, in der Hoffnung, an der Südflanke der Churfirsten besseres und vor allem trockeneres Wetter vorzufinden. Mein Ziel ist die Tschingla-Alm, insbesondere auch um den Weg hoch zum Chäserrugg, der sich gut für eine Zweitagestour eignen würde, zu erkunden.
Etwa einen Kilometer hinter Walenstadt lasse ich an diesem Sommermorgen den Wagen bei der Verzweigung zum Sennhof am Straßenrand stehen. Eigentlich will ich einem Weg folgen, der im Tourenführer als eher einfach aufgeführt ist. Doch irgendwie scheint es an diesem Morgen an der Orientierung und der Zuordnung der einzelnen Routen zu den in den Karten angegebenen Wegen zu fehlen. So ist in der Sankt Galler Karte an der Einstiegsstelle gar kein Weg eingezeichnet; die neuere Glarnerland-Karte dagegen verzeichnet eine Reihe von Wegen.
Auf jeden Fall sehe ich auf der Karte, die ich dabei habe (Glarnerland) den für sehr einfach gehaltenen Anstiegsweg und orientiere mich danach. Zunächst geht es auf einem Landwirtschaftsweg leicht ansteigend nach oben.
Bild 1:
Nach ein paar Metern erscheint ein Wegweiser, der auf die Tschingla-Alp via Wissenberg-Alpe hinweist.
Ich glaube, auf der richtigen Spur zu sein.
Bild 2:
Immer wieder ziehen Hochnebelfelder durch.
Hier geben sie - immer nur für kurze Augenblicke - den Blick auf die Gipfel und Hänge der Alviergruppe frei.
Bild 3:
Nun führt der Weg auf gutem Almweg in einen lichten Wald hinein, dessen Ränder mit interessanten Pflanzen bestückt sind.
Einjähriges Berufskraut (Erigeron annuus ssp. annuus)
Bild 4:
Gelber Fingerhut (Digitalis lutea)
Bild 5:
Nach einiger Zeit zweigen vom Alpweg zwei Pfade ab. Der Alpweg führt geradeaus weiter, als ein Schild eine Abzweigung zur Wissenberg-Alp anzeigt. Der Weiterweg zur Wissenberg-Alpe, den ich einschlagen muss, ist eher unscheinbar und wohl nicht oft begangen. Was es mit dem "Schattenbach" auf sich hat, wird mir erst zum Schluss der Etappe klar.
Abzweigung zum Schattenbach oder zum Steilaufstieg nach Wissenberg-Büls - Schilder mit Regen- und Wetterschutz
Bild 6:
Europäisches Alpenveilchen (Cyclamen purpurascens)
Bild 7:
Von nun an geht es steil nach oben. Immer wieder stößt der Weg rechts an eine Abbruchkante und wendet sich dann in Serpentinen wieder nach links. Aufgrund der Kühle und da es an den vergangenen Tagen geregnet hat, ist das Gelände selbst eher etwas feucht und der Boden rutschig - nicht gerade ideale Voraussetzungen für eine Wanderung. Aber es handelt sich ja um eine einfache Route, so glaube ich noch.
Zunächst ist auch noch alles einfach. Dann stößt der Weg ein letztes Mal an die Kante und wendet sich nun nach links in einen steileren Hang hinein. Auf der linken Seite beginnt das Gelände immer steiler abzufallen, zum Glück sind die Wände aber meist bewaldet. Rechts erheben sich steile Wände oder genauso steile Wälder. Das Gelände wird immer exponierter, Seilsicherungen kommen hinzu. Sie sind nicht sehr hilfreich, da sie aus irgendeinem Grund so tief unten angebracht sind, dass die Stahlseile auf dem Boden aufliegen. Außerdem ist hier oben der Nebelgürtel, und der Untergrund wird immer glitschiger. Nun biegt der Weg nach Norden um, wird aber noch nicht einfacher - im Gegenteil. Doch zu einer Umkehr ist es jetzt zu spät. Endlich sehe ich, dass der Weg den ausgesetzten Balkon verlässt und in den Wald einbiegt. Der Weg selbst ist aber hier nur schmal und kaum ausgetreten und dazu wiederum so steil, dass man sich ein Ausrutschen auf dem nassen Buchenlaub nicht leisten kann. Erst als ich ganz von Wald umgeben bin, fällt die Anspannung ab.
Bald darauf trete ich aus dem Wald heraus und befinde mich wieder auf dem einfachen, freien Gelände der Wissenberg- und Büls-Alpe.
Bild 8:
Kreuz bei der Wissenberg-Alpe (ca. 1360 m)
Bild 9:
Immer noch stürmen die Nebelfetzen gegen die Berge an. Blick hinunter auf den Walensee mit dem in den See hinein ragenden Murg.
Bild 10:
Die Kühe sind schon auf die Almen getrieben. Dieses Jahr ist aber in der Tat ein sehr spätes Jahr, die Entwicklung ist gute zwei Wochen verzögert.
Von der Wissenberg-Alpe geht es weiter auf einem guten Almweg. Einschnitte gewähren einen Tiefblick auf den Walensee.
Immer noch türmen sich meterhohe Schneereste in einer Rinne auf, Zeugnis der Schneemassen aus dem vergangenen Winters. Doch ein Durchgang ist bereits herausgefräst, und man muss nicht darüber steigen.
Auch auf der anderen Seite des Weges setzt sich die Schneerinne fort. Später erfahre ich, dass darunter der Schattenbach in den Talkessel stürzt. Jedes Jahr werden unter dem Chäserrugg Lawinen ausgelöst, um unkontrollierte Lawinenabgänge zu vermeiden. Bei diesen Sprengungen entstehen oftmals spektakuläre Schnee- und Staublawinen, die sogar Walenstadt in Schnee einhüllen können. Die Lawinen stürzen das Schattenbachtal (mehr dazu in diesem hikr-Bericht)hinunter, das mitgeführte Gestein lagert sich im Tal ab. Aus diesem Grund ist die Straße auch teilweise als geschützter Tunnel angelegt.
Bild 11:
Das Schmelzwasser hat einen Tunnel mit einem bizarr-wabenförmigen Dachgerippe durch die Schneemassen heraus geschmolzen.
Bild 12:
Blick an der Alviergruppe vorbei in die Seez-Ebene Richtung Sargans.
Bild 13:
Stimmungsbild: dynamisch-turbulente Wolkengebilde überm Flumserberg
Bild 14:
Die Alviergruppe
Bild 15:
Die steil abfallende Südkante des Schibenstoll, einer der sieben (?) Churfirstengipfel.
Bild 16:
Die Früchte des längst verblühten Huflattiches (Tussilago farfara)
Bild 17:
Alpenmaßliebchen
Bild 18:
Walensee mit Murg
Bild 19:
Die Südwände der beiden Churfirsten-Gipfel Zuestoll und Schibenstoll
Bild 20:
Ein aus einem Holzblock heraus gearbeiteter Greifvogel begrüßt den Wanderer kurz vor der Tschingla-Alm.
Bild 21:
Tschingla-Alm - der Wirt ist gerade dabei, den Grill anzuheizen, denn er hat Übernachtungsgäste zu verpflegen und er erwartet eine Reihe von Tagesgästen vom nahe gelegenen Erholungsheim in Lüsis.
Bild 22:
Der Grill auf der Alm entlässt schon einen verführerischen Duft. Und so genehmige ich mir als Belohnung ein Mittagsmenu mit der besten Bratwurst, die ich seit langem gegessen habe. Die meisten Gäste sitzen angesichts der doch noch frostigen Temperaturen im Lokal.
Draußen ist jedoch das vielseitige Verfolgungsspiel zwischen Nebel und Sonne rund um die Churfirsten-Gipfel zu beobachten. Hier vermutlich der Gipfel des Zuestoll (links).
Bild 23:
Kreuz und tibetische Fahne bei der Tschingla-Alm
Bild 24:
Unter den Bänken liegen vereinzelt Ziegen, die wohl hier ihren Verdauungsschlaf halten. Doch auch Ziegen werden durstig, wie dieses Exemplar beweist. Die guten Tischmanieren werden dabei schon mal außer acht gelassen.
Bild 25:
Primel
Bild 26:
Blick hinunter ins Seeztal, das von der Autobahn zerschnitten wird.
Bild 27:
Alpenrachen (Tozzia alpina)
Bild 28:
Ich habe für heute genug und drehe um. Dabei nehme ich nicht den Wanderweg, sondern gehe querfeldein immer in der Nähe der Churfirsten-Wände.
Bild 29:
Herzblättrige Kugelblume (Globularia cordifolia) und Hufeisenklee (Hippocrepis comosa, 1550 m)
Bild 30:
Mauerpfeffer
Bild 31:
Leber- oder Alpenbalsam (Erinus alpinus)
Bild 32:
Gefleckte Taubnessel (Lamium maculatum)
Bild 33:
Herzblättrige Kugelblume
Bild 34:
Die Südflanke einer der Churfirsten (Zuestollen ?) über der Tschingla-Alm
Bild 35:
Widerstandsfähiger Baum
Bild 36:
Hinter der Tschingla-Alm setze ich nun meinen Weg querfeldein fort und gelange kurz nach der Hütte wieder auf den Wanderweg. Nun wird mir auch klar, woher die vielen Gäste auf der Tschingla-Alm kommen. Sie sind vom Erholungsort Lüsis herüber gewandert.
Der Weiterweg nach Lüsis ist einfach - zunächst auf dem Alpweg haltend, dann dem leicht abfallenden Wanderweg folgend. Nun will ich nur noch absteigen und so folge ich dem Wegweiser nach Walenstadt. Leider vereinigt sich der Wanderweg schon am Fuß des Hanges mit der geteerten Straße (die hier für Nichtanlieger in einem Parkplatz endet; nicht öffentlich zugänglich) und führt auch im weiteren Verlauf dort weiter. Es ist zwar etwas unangenehm zu gehen und durch die vielen ausholenden Serpentinen vergrößert sich auch die zurück zu legende Strecke, aber man muss eben auch nicht so sehr aufpassen wie auf einem Wanderweg und kann so ungestört seinen Gedanken nachhängen.
Viele Einheimische haben diesen Samstag wohl dazu benutzt, ihre Hütten zu besuchen, oder Kühe auf die Almen zu transportieren. Nachdem ich etwa die halbe Strecke zurück gelegt habe, hält in der Tat eines der Autos an und der freundliche ältere Fahrer bietet mir an mich mitzunehmen. Er besitzt eine Alm unter dem Sichelchamm, wo er heute gearbeitet hat. Jetzt ist er unterwegs zu einem Geburtstag. Er ist für schweizerisch-deutsche Verhältnis sehr redsam und berichtet mir einiges über die Gegend. Auch was die Schattenbachlawine (s.o.) anbelangt.
Bild 37:
Der Schattenbach, der sich sichtbar durch das Gestein hindurch gefräst hat, stürzt hier über die Kante
Bild 38:
Trotz Nebels herrscht jetzt gelegentlich eine gute Fernsicht: Vermutlich die Zimba.
Bild 39:
Gewöhnlicher Natternkopf (Echium vulgare)
Bild 40:
Fotogene Härchen am Blattstängel des Natternkopfes
Bild 41:
Wilde Karde (Dipsacus fullonum)
Bild 42:
Wilde Karde (Dipsacus fullonum)
Bild 43:
Ein letzter sehnsüchtiger Blick zurück auf die Gipfel um den Sichelchamm, wo der ältere Herr mit seinen fast 80 Jahren noch seine Alpe bewirtschaftet.