Aravis und Vanoise 2004, Tag 2

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Gebiet Frankreich
Startpunkt Parkplatz am Col des Aravis (1 400 m)
höchster Punkt 2322 m
Gesamtanstieg 1000 Höhenmeter
Gesamtstrecke 5:00 h
Anspruch einfach (T2, Bergwandern)
Datum 27.08.2004 (Fr.)
Route Parkplatz (1 400 m) kurz nach dem Col des Aravis Einstieg zur Via ferrata (1 540 m) Abstieg zur GR (1 390 m) Abzweigung Creveto (1 504 m) Anstieg über den Combe de Borderan zum Aig. de Calvaires (2 322 m) Abstieg zum Stausee bei Les Frasses (1 450 m) Weiter auf GR de Paye de Tournette

 

 

Bild 1:

Am zweiten Tag der Tour hat sich das Wetter deutlich gebessert. Kurz nach Sonnenaufgang bestreichen die Strahlen der Sonne bereits das heutige Ziel, die bis zu 2 600 m hohe, sich über mehr als 20 km von Nord nach Süd erstreckende Chaine de Aravis, bekannt für seine steil nach Osten abfallenden, aber an manchen Stellen trotzdem ersteigbare Flanken. Natürlich sind dies auch wahre Kletterparadiese.

Der Weg führt nun weiter über Megève, Flumet und die enge Gorges de l`Arrondine in ein liebliches Tal, das fast ausschließlich vom Fremdenverkehr lebt.

 

Bild 2:

Kurz nach dem Col de Aravis zeigen mehrere geräumige Parkplätze an, dass es sich hier um den Ausgangspunkt für vielerei Touren handelt. Insbesondere lockt aber eine anspruchsvolle Via ferrata mit etwa 200 m Höhenunterschied viele geführte Besuchergruppen an.

Der abgebildete Einschnitt trennt den etwas niedrigeren Südteil der Bergkette vom schrofferen Nordteil.

 

Bild 3:

Da es beim Einstieg zwei Möglichkeiten gab, wählte ich denjenigen, der mir von der Richtung her passender erschien. Leider führte dieser Weg recht schnell in steiles, unwegsames Gelände. Nun hieß es, sich entweder für verlorene Höhenmeter und den Wiederabstieg zum Ausgangspunkt oder für eine weglose Querung hinüber zum "richtigen" Weg zu entscheiden. Letzteres führte zunächst im Wald durch immer höher werdendes Gras, das am Morgen natürlich noch dementsprechend feucht war

Auch dieser noch rudimentär vorhandene Weg endete jedoch bald. Nun half nur noch der Versuch, an den Waldrand zu gelangen und sich von dort einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Das wurde aber nun dadurch erschwert, dass hier Bruchholz, in mehreren Lagen übereinander geschichtet, zu queren war. Wie sich dies auf die frisch gewaschene Wanderkleidung auswirkte, brauche ich wohl nicht zu beschreiben. Endlich wurde es heller und der Wald trat zurück. Doch , o Graus: Vor mir lag eine Schlucht, die zwar nicht allzu steil erschien, aber vom Charakter her nicht wesentlich leichter zu durchqueren war, als die letzten fürchterlichen Meter.

Nun war ich nahe daran aufzugeben. Doch da kam die aufkeimende Wut zu Hilfe - keinesfalls wollte ich aufgeben! So wollte ich noch einen letzten Versuch wagen, nämlich tiefer in den Wald einzudringen, in der Hoffnung, dass der dichte Wald nicht so viel hinderliches Unterholz zulässt wie der eher lockere Bewuchs. Und tatsächlich wurde ich nicht enttäuscht. Zunächst ging es sehr steil und weglos weiter. Dann aber wurden Restspuren eines Weges sichtbar und weit oben schimmerte sogar ein blaues Schild durchs Gebüsch. Kurz vor dem letzten Aufschwung wurden Stimmen laut - es handelte sich um die Klettergruppe, die fast gleichzeitig mit mir unten aufgebrochen war, aber natürlich auf dem regulären Weg.

Das blaue Schild kennzeichnete den Einstieg in die Via ferrata und für mich somit das vorläufige Ende. Nach kurzer Beobachtung der aufsteigenden Kletterer wurde es Zeit umzukehren und sich auf die Suche nach dem für Bergwanderer geeigneten Weg zu suchen.

Vom Aufstiegsweg zweigten mehrere Trampelpfade ab, aber alle führten nur zu Klettergebieten, waren also Sackgassen. So musste ich mich schweren Herzens dafür entscheiden, doch wieder fast bis zum Ausgangspunkt abzusteigen.

Anschließend führte der Wanderweg bequemlangsam Richtung Westen und um die Kletterfelsen herum.

 

Bild 4:

Serpentinen führen nun bequem in die Höhe. Der einfach zu begehende Weg, auf dem viele der deutlich euphorisierten Kletterer absteigen, lässt Zeit, um sich in Muße der herrlichen und vielseitigen Vegetation zuzuwenden, wie z. B. dieser Fingerhutart.

 

Bild 5:

Mühsam geht es nun weiter aufwärts. Die Wegekennzeichnung ist hier eher dürftig, so dass zur Orientierung eine gute Karte sehr angebracht ist. Instinktiv nehme ich den Weg, der mir an der rechten Bergflanke bis zum Talende zu führen scheint. Schon bald erkenne ich aber auch hier meinen Irrtum, denn der Pfad biegt nach kurzem Anstieg ab und führt wohl an die Kante, wo die Via ferrata endet. So geht es wieder einmal über Stock und Stein zurück, bis ich wieder auf einen gut sichtbaren Weg stoße.

Er führt nun in der Mitte des Einschnittes hoch, bis er endlich bei dem gut sichtbaren Schuttkegel nach links umschwenkt, wo er leicht ausgesetzt durch die Steilwand führt. Der dazu verwendete Durchbruch durch die Wand scheint aber zumindest teilweise künstlich für Skifahrer angelegt oder zumindest verbreitert zu sein. Nach diesem Aufschwung erreicht man in weniger als einer Viertelstunde den in der Verlängerung sichtbaren Gipfel, den 2 322 m hohen Aiguilles de Calvaires.

 

Bild 6:

Blick hinüber zur nächsten Bergkette im Westen. Dahinter liegt Annecy und die Rhone-Ebene.

 

Bild 7:

Aus nächster Nähe erscheint die schräge Platte unüberwindlich steil. Wie das vorvorletzte Bild zeigt, ist sie in Wirklichkeit aber leicht begehbar. Der Grat oben ist aber eher luftig.

 

Bild 8:

Nachdem der Durchstieg über den Schuttkegel geschafft ist, wird auch der Südteil der Chaine des Aravis wieder sichtbar. Während der Gebirgszug nach Osten schroff abfällt, werden die eher sanfteren Westflanken zum Skifahren genutzt.

 

Bild 9:

Gipfelkreuz des Aiguilles de Calvaires.

 

Bild 10:

Blick Richtung Norden.

 

Bild 11:

Im Osten befinden sich einige dem Normal-Wanderer unzugängliche Gipfel, u-a. der La Parrossaz (2 552 m).

 

Bild 12:

Beim weiteren Aufstieg werden die dahinter liegenden, noch höheren Berge (auch wenn es auf dem Bild nicht so aussieht - die Perspektive täuscht) sichtbar, der höchste davon der La Grande Palmaz mit einer Schnee-bepuderten (Speer-)Spitze

 

Bild 13:

Gipfelkreuz des Aiguilles de Calvaires. Am Gipfel angekommen!

Der Abstieg über die Westflanke, der aber von den meisten auch als Aufstiegsweg benutzt wird, wird etwas öde. Denn der Hang ist mit vielen Skipisten undden entsprechenden Skiliften fast totgepflastert. In weitem Bogen führt er an einen Stausee vorbei, der wohl auch für die Beschneiungsanlagen verwendet wird, wieder hinunter zurück zum Ausgangspunkt.

Weiter geht es nun per Auto zum nächsten Tourenziel, das an der Westflanke der Chaine des Aravis liegt. Über Thônes geht es in ein Seitentälchen, das zu dieser Jahreszeit schon fast wie ausgestorben wirkt. Schon befürchte ich, kein Nachtquartier mehr zu bekommen, da findet sich bei La Perriere endlich ein Hinweisschild auf einen Campingplatz. Der Wirt ist ein älterer französicher Landwirt, der den Campingplatz auf seinem Bauerhof eingerichtet hat. Was selten ist: Über dem zum Waschraum umgebauten Schuppen, hat er den Dachboden zu einem Picknick-Saal umgebaut, so dass auch an feuchten Tagen ein trockenes Plätzchen zur Verfügung steht. Von seinem selbstgemachten Honig nehme ich ihm auch noch einen Eimer ab.