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Fr. 12.06.2009 Val Maroz | Impressum und Datenschutz
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So. 14.6.2009 Lai da Cavloc | ![]() |
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Gebiet | ![]() |
Startpunkt | Verceia (200 m) |
höchster Punkt | 1287 m |
Gesamtanstieg | 1100 Höhenmeter |
Gesamtstrecke | 5:30 h, 13 km |
Anspruch | einfach (T2, Bergwandern) |
Datum | 13. Juni 2009 (Sa.) |
Route | Verceia (200 m) → Piazzo → Casten (945 m) → Frasnedo (1287 m) → Corveggia (1221 m) → auf demselben Weg zurück nach Verceia |
Bild 1:
Im Morgenlicht glänzen die Nebelwolken am Acqua Fraggia wie die Ausdünstungen feuchter Nebelwälder. Kontinuierlich und unaufhörlich entströmt das lebenserhaltende Nass unter heftigem Getöse in Kaskaden den unsichtbaren Schlündern der Kastanienwälder.
Ständig sich verwandelnd leiben die Kaskaden sich doch treu. Nur in menschenunzugänglichen Jahrzehnten und Jahrhunderten macht sich das unaufhörliche Nagen der scharfen Wasserstrahlen auf Granit und Kalkstein durch kleine Veränderungen bemerkbar. Für unseren Zeitbegriff bleiben die Wasserfällen, seien sie senkrecht oder auch der markante schräge "Neben"strahl in der oberen Hältfte des Wasserfalles erhalten.
Zärtlich berühren die Strahlen der frühen Morgensonne das jungfräulich-grüne Laub der steilen Kastanienwälder und ertasten mit ihren Fühlern das zarte und zerbrechliche Gebilde der aufspritzenden Gischt im stetigen Werden und Vergehen.
Bild 2:
Blick von Verceia nach Norden; Lago di Mezzola; ganz hinten im Tal liegt Gordona.
An diesem Morgen steht die dritte der von Chiavenna aus mit dem Auto gut erreichbaren Himmelsrichtungen an. Heute geht es nach Süden, Richtung Comer See und zunächst an Novate Mezzola und der Erinnerung ans Val Codera vorbei zum Lago di Mezzola. Dort tauche ich an den von den Carabinieri oftmals tempokontrollierten Tunnelschlund ein, der mich nach ein paar Sekunden auf der anderen Seite bei meinem heutigen Ausgangspunkt Verceia wieder wohlbehalten ausspuckt. Unklar ist zunächst der beste Startpunkt. Die Stadt ist bald zu Ende und es wird klar, dass ich wieder umdrehen muss. Das Dorf drängt sich um den See, und dementsprechend sind Parpklätze rar; nur unten an der Kirche scheinen an diesem Samstagmorgen noch einige Plätze frei zu sein. Diese wenigen Plätze möchte ich aber den Einheimischen nicht einen ganzen Tag lang wegnehmen. Außerdem hoffe ich, eine etwas günstigere Ausgangsposition hoch am Hang zu ergattern und mir so einige Höhenmeter zu ersparen. Doch die Fahrt bleibt vergebens. Hoch am Hang gibt es zwar immer wieder kleienere öffentliche Parkplätze, aber diese scheinen zu dieser Zeit bereits vollständig belegt zu sein. Allerdings sehe ich nirgends Wanderer. Es scheint sich also eher um Anwohnerplätze zu handeln. Wo ist der Ausgangspunkt für die Wanderer ins Val dei Ratti? Auf diese Frage werde ich bald eine etwas frustrierende Antwort bekommen.
Schlussendlich fahre ich etwas enttäuscht wieder zum Wasser hinunter, allerdings weder um mich aus Frust hineinzustürzen noch um mein Mütchen zu kühlen, sondern immer noch auf der Suche nach einem Stellplatz. und siehe da, gerade als ich wieder auf die Durchgangsstraße einbiegen will, sehe ich einen großen Platz, der mir ein Parkplatz erscheinen will. Trotz sorgfältiger Kontrolle finde ich keine Haken und Ösen und so verlasse ich also meinen fahrbaren Untersatz und setze ihn den ganzen Tag über an dieser Stelle dem Verkehrslärm aus. Doch da habe ich kein Mitleid.
Nun geht es also per pedes wieder die ganze Strecke zurück durchs noch eher ruhige Städtchen, immer leicht ansteigend. Motorroller scheinen hier - zumindest für die Älteren - das Hauptfortbewegungsmittel zu sein.
Bald erreiche ich ein Schild, das auf die Straße (!) Richtung Val di Ratti hinweist und ich denke, dass auch der Wanderer gut daran tut, die selbe Richtung einzuschlagen. Gedacht, getan und nur wenige Meter später befinde ich mich bereits über den Dächern von Verceia. Und in der Tat führt hier auch ein kleines Sträßchen weiter.
Mein Horror lässt ein wenig nach, als ich erkenne, dass bereits einige Schritte später über einen gemauerten Einstieg ein gut begehbarer Waldweg von der Straße wegführt. Nach kurzer freier und unglaublich fröhlich stimmender Sicht hüllt mich der Wald bald vollständig ein.
Bild 3:
Das Westufer des Lago di Mezzola mit den steil ins Wasser eintauchenden Felsplatten bei San Fedelino (wo von den Italienern zum ersten Mal für mehr als den Hausgebrauch, insbesondere für Mailand, Granit abgebaut wurde). San Fedelino lieh dem Bergeller Granit den Namen San-Fedelino-Granit. Die Höhenzüge über diesem See bieten ebenfalls noch Stoff für so manche, auch kunsthistorische Wanderung.
Der darüber liegende Gipfel ist der letztes Jahr (fast) bestiegene M. Berlinghera.
Bild 4:
Bald sind die vom Kraftwerk herunter führenden, etwas antiquiert anmutenden Stromleitungen und - masten zu unterqueren.
Bild 5:
Für einen kurzen Moment gibt das Dickicht die Sicht nun wieder auf den Monte Berlinghero und den See frei. Die Ursache für diese Lichtung wird schnell klar, als sich ein etwas merkwürdiges Geräusch nähert.
Aber zuvor gilt es noch, einen leider verdursteten Hirschkäfer etwas näher zu inspizieren. Zumindest kann er mir so nicht davon laufen.
Bild 6:
Der Saumpfad (mulattieri) trifft immer mal wieder auf die Straße, hier am südlichen Ende einer Spitzkehre. Der Blick fällt auf die steilen Hänge jenseits des Einganges zum Valle dei Ratti. Kaum vorstellbar, dass in den Lichtungen immer wieder Dörfer und kleine Siedlungen existieren. Irgendwo da oben muss das noch vor meinen Augen versteckt Fopaccia liegen.
Bild 7:
Und hier ist die Geräuschquelle - die Materialseilbahn, die an diesem Samstag in hurtigem Tempo und kurzen Abständen ihre verschieden Frachten nach oben befördert.
Bild 8:
Blick vorbei an der Materialseilbahn nach Süden: Die Mara verlässt den Lago di Mezzola bei Dascio und fließt nach vier Kilometern in den Comer See.
→ Weitere nützlichen Informationen zur Pian di Spagna Ebene (Naturreservat)
Bild 9:
Blick nach Nordwesten mit P. Berlinghera und der ganzen nach Norden ziehenden Bergkette
Bild 10:
Durch den Wald, manchmal die Straße querend, geht es weiterhin aufwärts. Bald gelangt man an eine größeren halboffenen Platz, der mit einer von den Alpinisti unterhaltenen Feuerstelle sowie einem leider geschlossene Kiosk und einem großzügigen Vesperplatz bestückt ist, vorbei.
Rastplatz der "Gruppo Alpini di Verceia".
Kurz darauf überquert der Wanderweg ein letztes Mal bei etwa 650 Höhenmetern das Sträßchen, denn diese endet hier und dementsprechend ist der Straßenrand auch durchgehend gesäumt von parkenden Autos - sowohl der hier wohnenden Wochenendhausbesitzer als auch der Tageswanderer, die die Strecke nach Frasnedo dadurch wesentlich verkürzen können.
Nur noch ein kurzes Stück geht es steil aufwärts, dann werden die Wege sanfter und flacher.
Bild 11:
Ein ungewöhnliches Schild mitten in der Wildnis: Eine Dampflok und Verbotsschilder? Der Mulattiere kreuzt hier den (gut zu begehenden) Tracciolino, der auf teils abenteuerlicher, aber sicherer Trasse hinüber nach San Giorgio führt.
→ Weitere nützliche Informationen zum Tracciolino
Bild 12:
Die Gleise der Standseilbahn.
Bild 13:
Weiter führt nun der dunkle Weg auf fast ebener Trasse, bis der plötzlich um die Ecke biegt und ein freie Stelle einen ersten und bereits umfassenden Einblick in das Valle dei Ratti gewährt.
Blick nach Osten Richtung Talschluss.
Bild 14:
Blick nach Nord-Osten mit der Ortschaft Frasnedo (1 287 m), dahinter der Monte de Frasnedo (1 993 m)
Bild 15:
Bildstock an der exponiert-freien Stelle, die ich für eine ausgiebige Rast mit Frühstück benutzte.
Ein freundlicher Bewohner hat entlang der Route auch bereits den Weg vom hohen Gras freigemäht.
Bild 16:
Nun geht es fast eben hinüber nach Frasnedo. Interessant ist, dass die Wiesen allesamt nicht gemäht sind, so dass sich eine üppige Flora darauf breit machen kann. Ob dies Absicht ist und vielleicht sogar einen naturschützerischen Hintergrund hat, vermag ich nicht zu beurteilen.
Feuerlilien geben den Wiesen zusätzliche Farbtupfer.
Bild 17:
Alm auf der Frasnedo gegenüber liegenden Talseite.
Bild 18:
Wiesensalbei (Salvia pratensis)
Bild 19:
Der Ortskern von Frasnedo. Frasnedo ist eine Streu-Siedlung mit einen lang gestreckten Zentrum und natürlich der obligatorischen Kirche.
Bild 20:
Talschluss del Valle dei Ratti mit Blick auf den Monte Spluga
Bild 21:
Kirche von Frasnedo
Bild 22:
Teufelskralle
Bild 23:
Blick auf die andere Talseite. Von allen Seiten rauscht das reichlich vorhandene Schmelzwasser in die Tiefe.
Bild 24:
Der Stausee, der über den Tracciolino betreut wird.
Bild 25:
Feuerlilie
Bild 26:
Monte Spluga
Bild 27:
Eine Rundwanderung möchte ich an diesem Tag nicht unternehmen, aber ein bisschen Strecke ist durchaus noch drin. So verlasse ich Frasnedo und wandere über gemischtes Gelände auf gutem, leicht an- und absteigendem Weg talaufwärts.
Der Bagger am Straßenrand hat wohl seine Schuldigkeit getan. Hier endet auch der breite Weg, der aber wohl nur selten für zweispurige Gefährte benutzt wird.
Bild 28:
Bei ein paar Alphütten, in die einige Esel/ Maultiere (?) vor der Mittagshitze geflüchtet sind, erkläre ich meine Etappe für heute beendet. Hier verzweigt sich der Weg. Geradeaus führt der Weg weiter ins Veltlin, nach links geht es über das Val Codera entweder weiter ins Val Masino oder über mehrere Pässe ins Bergell.
Bild 29:
Schmetterling
Bild 30:
Schmetterlingsflügel, feingewebt und eingefärbt wie ein orientalischer Teppich
Bild 31:
Von hier aus ist auch ein graziler Schleier-Wasserfall in der Wand gut zu beobachten.
Bild 32:
typische schiefergedeckte Almhütten
Bild 33:
Lawinenschneise oder Unwetterschaden?
Bild 34:
Blick zurück auf das Talende mit dem Monte Spluga
Bild 35:
Talschluss
Bild 36:
Monte Spluga
Bild 37:
Der langgezogene und doch dicht zusammen gedrängte Ortskern von Frasnedo,
Bild 38:
Blick von Frasnedo Richtung Comer See
Am Hang liegt die kleine Ortschaft Foppaccio
Bild 39:
Bittersüßer Nachtschatten (Solanum dulcamara)?
Bild 40:
Korbblütler
Bild 41:
Knabenkraut
Bild 42:
Noch ein letzter Blick zurück auf Frasnedo, dann geht es an den langen Abstieg.
Ganz hinten ist eine Zeitangabe von 1 h 20 min (s. Wegweiserfoto) vermerkt. Da bis zur jetzigen Stelle bereits mindestens 20 min benötigt werden, bleiben für die 1000 Höhenmeter gerade noch 1 Stunde Machbar? Wahrscheinlich ist die Stunde jedoch nur biss zum Parkplatz gemeint. Bekannt ist aber auch, dass die Zeitangaben auf den ital. Wegweiseren im Allgemeinen recht knapp bemessen sind.
Teilweise finde ich den Einstieg in die Wanderwege nicht mehr und benutze die Straße, was aber bei den müden Knochen auch kein Fehler ist.
Bild 43:
M. Avedee am Eingang zum Val Codera
Am hinter Novate Mezzola aufragende Grantitfelsen M. Avedee (1 405 m), an dessen Südflanke der Weg zum Val Codera verläuft, wird an dessen Westflanke immer noch feinster feinkörniger grauer Granit abgebaut.
Bild 44:
Blick auf die rostige aber funktionierende Materialseilbahn, die Frasnedo beliefert.